Meine Adresse Margaretengürtel 74/7/4/15 ist auf den ersten Blick eine ganz gewöhnliche Adresse.
Doch wenn man da wohnt, stellen sich ab und zu Probleme mit dem Briefträger
oder Pizzalieferanten, ja sogar mit dem Serviceleuten meiner Therme und
noch einigen anderen Personen ein.
Das erste Problem ergibt sich schon am Namen Margaretengürtel, weil es
nämlich im selben Bezirk auch eine Margaretenstraße, einen Margaretenplatz und einen Margaretenhof gibt. Da kann es schon mal passieren, dass der Mann von Thermenservice
in der Margaretenstraße steht, mich anruft und fragt wo denn die Nummer 74 ist.
Oder der Pizzamann steht am Margaretenplatz und sagt mir am Telefon:
„Hier gibt es keine Nummer 74!“
Und vom Margaretenhof ruft die Dame von der Versicherung an und meint:
„Ich stehe hier im Margaretenhof, kann aber keine Nummer 74 finden!“
Nun zu den Nummern meiner Adresse. Hausnummer 74, Stiege 7, 4. Stock
und Tür oder Top 15 werden aus Platzmangel mit Schrägstrich zwischen den
einzelnen Zahlen geschrieben. Also so 74/7/4/15.
Dann kann es vorkommen, dass der Absender eines Briefes oder Paketes
eine Zahl vergisst oder verwechselt oder die letzte Zahl einfach weglässt, weil die
Adresszeile zu kurz ist. Wenn das der Fall ist, dann passiert folgendes:
Sehnlich erwartete Pakete werden mit dem Vermerk „Adresse nicht auffindbar“
zurück geschickt oder die Parte meiner verstorbenen Tante wird auf Stiege 4 anstatt
auf 7 zugestellt. Es geschieht auch immer wieder, dass ich fremde Post in meinem Postkasten
finde und wenn ich dann auf die Türnummer schaue, steht dort 51 anstatt 15.
Dabei gibt es die Zahl 51 gar nicht, nicht einmal in der gesamten Anlage,
weil die aus 19 Stiegen, 5 Stockwerken und je 18 Wohnungen besteht.
Das ist besonders ein Problem mit Menschen, deren Muttersprache nicht
deutschsprachig ist. Dann passiert es regelmäßig, dass die Zahlen verkehrt gelesen werden.
Dann wird aus der Hausnummer 74 eine Hausnummer 47 und aus der
Türnummer 15 eine Türnummer 51.
Den ärgsten Fauxpas leistete sich aber eine Dame am Schalter eines Amtes.
Ich brachte den vorgeschriebenen Adresszettel schon mit, in der Absicht, dass es einfacher wäre,
die Adresse nur abzuschreiben, stattdessen strich sie die Stiege 7 und den 4 Stock durch.
Auf meine erstaunte Frage, „Warum streichen sie die Zahlen durch?“
antwortete mir die Dame: „Die sind ja doppelt!“ 74/7/4/15. Ich war baff, so gesehen
hatte ich das noch nie und augenblicklich wusste ich auch, warum meine Adresse
so viele Probleme macht.
© Ernestine Gira
DIE ESELSBRÜCKE (Glosse)
Auch ich gehöre zu jenen Personen, die sich sehr schwer Zahlen merken können.
Egal ob es sich dabei um Geburtstage, Telefonnummern oder Postleitzahlen handelt.
Zu diesem Zweck bastle ich mir immer Gedankenstützen. Sogenannte Eselsbrücken.
Tante Olgas Geburtstag am 3. 10. 1908 merke ich mir zum Beispiel so:
Die liebe Tante war 3 mal verheiratet. Daraus entstammen 10 Kinder, 19 Enkerl und 8 Urenkerl.
Bei Nichte Emmi wird es schon etwas schwieriger. Als leidenschaftliche
Ansichtskartensammlerin bittet sie mich immer, ihr eine Karte zu schicken, wenn ich verreise.
Das ist aber nicht einfach. Da sie schon sehr oft umgezogen ist, ändert sich auch die Postleitzahl.
Die letzte Postleitzahl 9342 habe ich mir daher auf folgende Weise eingeprägt:
Emmi ist 9 mal umgezogen. Davon 3 mal in ein Haus, 4 mal in eine Wohnung und
2 mal in eine Notunterkunft. Ähnlich ergeht es mir bei Cousin Wilfrieds Telefonnummer 2537911. Wilfried ist Bauer, und da ich Tiere mag, habe ich
mir aus seinem Tierbestand die
Eselsbrücke gebaut. 25 Kühe, 37 Hühner, 9 Schweine, 1 Hund und 1 Katze.
Allerdings macht mir diese Eselsbrücke etwas zu schaffen. Denn als ich vorige Woche
meinen Cousin angerufen habe, bin ich beim Nachbarn gelandet, nur weil Wilfried
ein Schwein geschlachtet hat. Tja, irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich gegen
meine Gedächtnislücken etwas unternehmen muss.
Vielleicht wäre es doch ratsam, wenn ich mir all diese Daten fein
säuberlich aufschreiben würde!
© Ernestine Gira